Rückblick 50 Jahre Blindensport
Rückblick auf 50 Jahre Blindensport in Salzburg
(von Dr. Max Ott - Obmann BSSV)
Vor 50 Jahren wurde der Versehrtensportverein Salzburg begründet und im selben Jahr 1972 begann die Sektion Blindensport aktiv zu werden. Zu Beginn stammte ein Großteil der Teilnehmer vom Blindenheim, so nutzten wir die Turnhalle der Gehörlosenschule, die direkt an das Blindenheim anschloss. Nachdem wir mit dem Goalballspiel begannen, wurde die Halle zu klein und wir suchten uns eine Turnhalle mit den erforderlichen Ausmaßen für das Ballspiel. Ein Sportstudent Namens Walter übernahm die Leitung, der uns auch zur 1. Teilnahme an der ÖM Torball mit dem schweren Ball nach Klagenfurt begleitete. Einer der wichtigsten Aufgaben für die Funktionäre der Sektion bzw. späterhin Verein in den Folgejahren bestand immer wieder darin, geeignete Übungsleiter und Turnhallen zu finden. Geeignet bedeutet, dass auch blinde Sportler alleine die Halle erreichen können. So übersiedelten wir mit Robert Gstöttner in die Akademiestraße, mit Anna Taupe für 1 Jahr lang in die Handelsakademie, und fanden mit Horst Stainer unseren besten Platz in unserer Stadt, in Nonntal. Zwischendurch noch ein Jahr lang nach Itzling und zur Ausweiche während des Neubaus nach Maxglan. Nun sind wir schon Jahrzehnte lang in Nonntal beheimatet in unmittelbarer Nähe von Haltestellen von insgesamt 10 Buslinien. Natürlich gehört zu einem geeigneten Standort auch die Erreichbarkeit eines Lokals nach dem Sporteln dazu um den Durst löschen zu können.
Von Anfang an bis heute, somit 50 Jahre lang ohne Unterbrechung, gibt es einmal pro Woche das Turnen und das Training im Ballspiel. Parallel dazu gab es von Anfang an mehr als 10 Jahre lang ein eigenes Schwimmen für Blinde im Lehrschwimmbecken in der Schule in Taxham. Ein Mitarbeiter von Porsche besorgte einmal pro Woche einen VW-Bus und brachte damit die Teilnehmer zum Wasserspaß. Nach mehreren Jahren zeigte sich die Gruppe doch sehr unterschiedlich, die einen mit Ambitionen zu Leistungen und Wettbewerben, die anderen, vorwiegend Frauen und die Älteren, mit Freude an der Bewegung. So entstand im Jahr 1980 durch die Initiative von Frau Prof. Mayrhofer eine eigene Gymnastikgruppe, die sich fortan nun schon seit 42 Jahren Woche für Woche trifft. Viele Jahr wurde hierfür die Turnhalle im Annahof in der Guggenmoosstraße genutzt, was für die Teilnehmer aus dem Süden der Stadt besonders zeitraubende Anfahrten bedeutete. Nach einem mehrmaligen hin und her landete die Gruppe endgültig im Sportzentrum Mitte in Nonntal. Und nachdem das Sportschießen für Blinde in Österreich eingang gefunden hat, treffen sich die Schützen seit 1983 regelmäßig jede Woche zu einem Training. 30 Jahre lang stand der Schießstand im Gehörlosenzentrum in Itzling zur Verfügung und seit 2013 haben wir am Schießstand des 1. Schützenvereines Maxglan im Heimathaus Maxglan Aufnahme gefunden.
Bereits 1974 nahm zum ersten Mal eine Salzburger Mannschaft an der ÖM Torball mit dem schweren Ball mit den Spielern: Franz Weinbacher, Hans Pertiller und Max Ott teil. Die Salzburger starteten seither bei jeder Torballmeisterschaft, ein Mal mit 3 Mannschaften, häufig mit 2 Teams aber immer zumindest mit einer Mannschaft. Die drei genannten beteiligten sich aber auch viele Jahre hindurch an den ÖM im nordischen Skilauf für Blinde, und Hans und Max, verstärkt durch Michael Hafner, starteten ein Jahrzehnt lang alljährlich bei den Schwimmbewerben mit besten Erfolgen. Seit Einführung des Sportschießens für Blinde in Österreich im Jahre 1983 gab es wohl keine Meisterschaft, an der nicht auch Salzburger Schützen mit schönen Erfolgen teilgenommen hätten, besonders begeisterte sich dafür der Much - Michael Hafner.
Mehrere Jahre hindurch durchliefen an so manchem Wochenende die Langläufer aus unserem Verein in der Gruppe von 4 bis 5 Läufern und ihren Begleitern die Loipen rund um Salzburg und in den Sommermonaten trafen sich mehrere Tandems zu gemeinsamen Radtouren.
Wöchentliches Training und Meisterschaften sind das Eine, doch wer Sport betreibt, möchte sich auch mit anderen vergleichen, sich mit anderen im Wettbewerb messen. So reisten die Schützen immer wieder mal quer durch Österreich zu freundschaftlichen Bewerben und Endausscheidungen des Ferncups, aber auch ins Ausland wie Straßburg. Nachdem sich die Salzburger als eine der ersten Mannschaften aus Österreich dem Torballspiel mit dem leichten Ball zugewandt hatten, folgte eine Einladung nach der anderen, folgte ein Turnier dem anderen, von Rom, Paris bis Berlin, von Nizza, Brügge bis Hannover. So können die Salzburger zwischenzeitlich auf die Teilnahme an insgesamt mehr als 350 Torballturnieren im Inland und 6 Mitteleuropäischen Ländern zurückschauen und lernten dabei ca. 80 Veranstaltungsorte kennen. Die Ergebnisse reichten von 25 Turniersiegen, 27 zweiten Plätzen und eine Reihe von Platzierungen im Mittelfeld bis hin zu ein paar wenigen Schlusslichtern.
Ab dem Jahr 1980 konnten sich Margareth Heger und Johann Pertiller aufgrund ihrer gezeigten Leistungen für die Teilnahme an den Weltspielen für Körperbehinderte, den Vorgängern der heutigen Paralympischen Spiele, qualifizieren. Pertiller, vollblind, startete zwei Mal bei den Welt-Winterspielen und Margareth Heger, vollblind, nahm an 3 Paralympischen Sommer- und 3 Winterspielen teil. Sie errang insgesamt 22 Medaillen bei internationalen Bewerben, bei Weltspielen, WM und EM in den Bewerben: LA, nordischer Skilauf und Tandemfahren. In Österreich errang sie 67 nationale Meistertitel. Anfang der 90er Jahre mischte auch Elfi Schramm, sehbehindert, ehemalige Österreichische Meisterin im Rad Zeitfahren, bei intern. Bewerben, insbesondere im Tandemfahren, mit. Leider beendete ein schwerer Sturz bei einem Endspurt eines Radrennens in Belgien ihre weitere Kariere. Aktuell vertritt Natalija Eder bei internationalen Bewerben unseren Verein. Sie startete bereits drei Mal bei Paralympischen Spielen und gewann dabei zwei Bronzemedaillen im Speerwurf.
1991 wurde der Versehrtensportverein in einen Landesverband umgewandelt und aus der Sektion Blindensport wurde der selbständige Verein: BSSV Blinden- und Sehbehindertensportverein Salzburg, doch an den sportlichen Angeboten und den Mitgliedern änderte sich nichts.
Zum geselligen Teil des Vereines gehören die zwei Mal jährlich durchgeführten Zusammenkünfte der einzelnen Gruppen und dazu zählen auch die in den Jahren 1975 bis 2003 organisierten Vereinsausflüge. In einem Jahr gings einen Tag lang in die nähere Umgebung wie Innviertel, Lungau, Chiemsee oder Dürnberg, und jedes zweite Jahr führte uns eine mehrtägige Reise in andere Bundesländer wie Burgenland, Mühlviertel oder Steiermark, oder ins nahegelegene Ausland wie Südtirol, Gardasee, Plattensee oder Bayrische Königsschlösser.
Unser Verein organisierte in den abgelaufenen 50 Jahren jede Menge an Sportveranstaltungen. zwei Mal führten wir den IBSA European Torballcup for the national champion, den Europacup der Landesmeister in Torball hier in Salzburg durch, so manche Meisterschaft trug unser Verein aus, jedes Jahr veranstalteten wir mindestens ein internationales Torballturnier und weitere Bewerbe in Tandemfahren, Leichtathletik und Sportschießen.
Und zur Leitung der Sektion bzw. desVereins gibt es nicht viel zu sagen. Bei der Gründung übernahm August Winzer die Leitung, im darauffolgenden Jahr stieß ich zur Gruppe und Gustl übertrug mir damals bereits, die Sektion beim VSV und Österreichweit bei den Sektionsleitersitzungen zu vertreten. Leider verstarb Winzer bereits 1975 und seither gibt es nur eine Person, die für den Blindensport in Salzburg zuständig zeichnet, Ich selber, auch wenn ich schon seit Längerem auf der Suche nach einem Nachfolger/Nachfolgerin bin. Es gab in den vergangenen Jahrzehnten wechselnde Stellvertreter und verschiedene Kassiere, doch die Hauptverantwortung blieb immerzu bei mir hängen. Aber, außer als Funktionär war ich auch als Sportler aktiv. Jetzt, beim Zusammenstellen des Rückblicks, konnte ich erheben, dass ich selber an Österreichischen Meisterschaften in acht unterschiedlichen Disziplinen teilgenommen habe: Schwimmen, nordischer und alpiner Skilauf, LA, Tandemfahren, Sportschießen und Goalball wie Torball.
Unseren verstorbenen Mitgliedern haben wir versprochen ihnen ein ehrendes Gedenken zu bewahren. Stellvertretend für alle möchte ich zumindest ein paar Namen nennen: mehr als drei Jahrzehnte war Maria Pertiller ein fixer Bestandteil der Gymnastikgruppe und fast 40 Jahre hindurch begleitete Fam. Ameshofer blinde Teilnehmer zur Gymnastik. Walter ist erst vor etwa einen Monat verstorben. Aus der Sportgruppe möchte ich in Erinnerung rufen: Franz Weinbacher, damals 20 Jahre älter als wir anderen, doch bis ins hohe Alter aktiv; Michael Hafner, der mit seinen 57 Lebensjahren viel zu früh verstorben ist, und erst vor zwei Jahren von uns gegangen ist: Andi Seiwald.
Nun möchte ich mich noch bei alljenen bedanken, die all die Jahre hindurch mitgeholfen haben, dass der Blindensport in Salzburg so aktiv bleiben konnte. Danke an die Übungsleiter und Begleitpersonen, an die engagierten Helfer und Unterstützer, und ein besonderes Dankeschön an jene, die für unsere finanzielle Ausstattung sorgen: einerseits der Behindertensportverband und andererseits der Blindenverband!
Ich darf unser Dankeschön an langjährige Mitglieder, an Sportlerinnen und Sportler mit internationalen Erfolgen und an langjährige Übungsleiter und Helfer mit einem Präsent Ausdruck verleihen:
Helga Schwaighofer: 50 Jahre Mitglied;
Sportler
Margareth Heger:
47 Jahre Mitglied, Gewinnerin von 22 internationalen Medaillen in LA, nordischen Skilauf und Tandemfahren; 67 Mal Österreichische Meisterin;
Johann Pertiller:
49 Jahre Mitglied, zwei Mal Teilnehmer an den Weltwinterspielen; Vize-Weltmeister in Torball;
Alois Hettegger:
45 Jahre Mitglied; Vize-Weltmeister in Torball, 3. Platz beim Europacup der Landesmeister und mehr als 300 Turniere für Salzburg gespielt;
Peter Weiser:
40 Jahre Mitglied; Vizeweltmeister in Torball und Nahezu 180 Turniere gespielt;
Helmut Neubacher:
29 Jahre Mitglied; 3. Platz beim Europacup der Landesmeister und ca. 160 Turniere gespielt;
Natalija Eder:
6 Jahre Mitglied; zwei Mal Bronze bei den paralympischen Spielen im Speerwurf und weitere internationale und nationale Erfolge;
Übungsleiter:
Günther Macherhammer:
39 Jahre Betreuer beim Sportschießen;
Claudia Schwab:
36 Jahre dem Blindensport verbunden; mehrmals für mehrere Jahre Übungsleiterin beim Turnen und Gymnastik; Trainerin Torball und Begleiterin zu unzähligen Meisterschaften und Turnieren;
Helfer:
Was wäre der Blindensport ohne Helfer, ohne Personen, die sich engagiert in den Dienst der Sache stellen, Blinde zum regelmäßigen Übungsbetrieb zu begleiten oder zu Turnieren und Wettbewerben, oder Helfer, die bei Veranstaltungen immer wieder kommen, wenn man sie ruft:
Elisabeth Ott:
49 Jahre die Seele und Stütze des Vereins; Sekretärin und Begleiterin;
Georg Schwab:
Seit 30 Jahren hilft er bei allen Veranstaltungen mit und hat die Torballer zu unzähligen Meisterschaften und Turnieren begleitet, meistens als Fahrer; seit 5 Funktionsperioden Kassier des Vereins;
Monika Ott:
seit 30 Jahren hilft sie bei allen von uns durchgeführten Veranstaltungen mit;
Fred Leimgruber:
seit 16 Jahren hilft er bei allen Turnieren mit;
Fam. Weiser:
seit 15 Jahren hilft Josef regelmäßig mit und inzwischen die gesamte Familie mit bis zu 5 Personen;
Unterstützer:
Danke an Roland Prucher: als Obmann des Salzburger Behindertensportverbandes sorgt er seit mehr als 4 Jahrzehnten für die finanzielle Basis unseres Vereines;
Danke an Josef Schinwald: Obmann des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Salzburg, dessen Unterstützung unserem Verein das Überleben sichert;
Funktionäre:
Lisi Pertiller:
Seit fast vier Jahrzehnten Helferin bei allen Veranstaltungen, einige Jahre unsere Kassierin und nun schon seit fünf Jahren Obmannstellvertreterin;
Max Ott:
Seit 49 Jahren Mitglied, seit 47 Jahren Leiter der Sektion bzw. dieses Vereines;
Salzburg, im September 2022